Erfahrungsbericht über meinen Aufenthalt im OTC Bonn
Bericht von Maxim Wiedmann
Maxim absolviert sein sportwissenschaftliches Studium an der
HU Berlin und hat den 1. Dan im WTF-Taekwondo.
„Das ist ja toll, wenn wir die Möglichkeit haben, unser Vorhaben tatsächlich zu realisieren“, dachte ich mir und beschloss mein Unterrichtspraktikum nach Bonn zu verlegen. Die Teilnahme an der studiumbezogenen Veranstaltung einerseits und Hospitation bzw. Training im Taekwondo Landesleistungsstützpunkt andererseits, versprachen eine wunderbare Gelegenheit sinnvoller Nutzung der Zeit. In Nordrhein-Westfallen bin ich im frühen Herbst eingetroffen. Das Land hieß mich im wahrsten Sinne des Wortes herzlich willkommen. Das Wetter während des ganzen Monats September glänzte, pathetisch ausgedrückt, mit zärtlicher Sonne, klarem Himmel und ruhig fließendem Rhein.
Genau auf gleiche Art und Weise wurde ich von dem Taekwondo-Trainerteam des OTC Bonn e.V. empfangen. Mit Erlaubnis des Landes- und Bundestrainers Aziz Acharki – mein besonderer Dank an ihn für vielseitige Unterstützung – bekam ich die Gelegenheit, mich mit den Aktivitäten des Vereins vertraut zu machen bzw. diese unmittelbar zu erleben.
Kaderuntersuchung und Lehrgang
Mein erstes Erlebnis war die Kaderuntersuchung im Deutschen Forschungszentrum für Leistungssport an der Sporthochschule in Köln. Mit organisatorischen und vorbereiten den Maßnahmen wie z.B. Umziehen, Blutabnahme und Aufwärmung dauerte die gesamte Untersuchung ca. 3 Stunden. Im ersten Test absolvierten die Athleten einen Ausdauerlauf. Gruppenweise liefen sie im vorgegebenen Tempo ihre Runden im Stadion. Mit technischer Unterstützung wurden Pulsfrequenz und Laktatwert unter Belastung im aeroben Bereich registriert.
Nach ungefähr 15-min. Pause (ob die Ergebnisse aussagekräftig sein werden aufgrund der unausreichender Erholungsphase, da der Ermüdungsfaktor sehr hoch ist?) gingen die Athleten zur Ergometrie. Hier unterlagen sie einer individuellen Untersuchung, die eine Messung der Herzkraft-Parameter zugrunde hat. Die ganze Untersuchung hatte das Ziel, die Aussagen über die Grundlagen-ausdauer zu treffen und demzufolge die Trainingsempfehlungen bezüglich einzelner Sportler zu geben. Im Anschluss an die Untersuchung nach einer einstündigen Erholung nahmen die Taekwondoka an einem geplanten Lehrgang teil. Der Lehrgang war speziell für die Landeskader veranstaltet worden.
Die hohe Motivation in der Sporthalle wardeutlich zu spüren. Hier trafen sich Sportler aus verschiedenen Orten Nordrhein-Westfallens. Im gesamten Lehrgangsprogramm wurden koordinativ-konditionelle, technische und taktische Inhalte behandelt. Innerhalb von zwei Stunden hatten die Athleten die Möglichkeit, sich unter der Regie von zwei Bundestrainern fortbilden zulassen und sich richtig auszupowern. Diesem spektakulären Tag folgte in der nächsten Woche reguläres Training im Heimverein.
Kurz über den Heimverein Dank seiner ruhigeren Lage in der Bonner Vorstadt mit einer günstigen Verbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln bietet der OTC Bonn e.V. in Lannesdorf gute Möglichkeit für das Taekwondo-Training. Manche Sportler kommen sogar aus Köln, um mit Gleichgesinnten ihren Lieblingssport zu betreiben. Die Gestaltung und Ausstattung der von der Stadt zur Verfügung gestellten Sporthalle gelang in erster Linie durch enthusiastische Mitarbeit der Taekwondoka selbst und freundlicher Unterstützung ihrer Eltern. Der gelenkschonende Bodenbelag, die solide Base von Trainingsmaterialien und Schutzausrüstung ermöglichen dort einen vielseitigen Trainingsprozess. Mit dem breiten Spektrum von Kursen wird die Taekwondo – Nachfrage zugunsten aller Interessenten vollkommen gestillt. Im Verein kann, für jede Altersstufe von Bambini bis Senioren und jeden Leistungsstand von Breiten- bis Leistungssport, ein entsprechendes Angebot gefunden werden.
Der Vorstand des Vereins bemüht sich ständig um ein freundliches Miteinander und hat zusätzliche Lern- und Integrations-möglichkeiten wie Nachhilfe, Hausaufgabenbetreuung, deutsche Sprachkurse oder Theater zur Verfügung gestellt.
Die breite Palette von Angeboten ist im Wesentlichen aber einer bestimmten Gruppe zu verdanken, die das Vereinsgesicht präsentiert. Was zeichnet eigentlich den Sportverein über haupt aus? Es sind die Trainer und die mit ihrer Hilfe sich herausbildende Atmosphäre im Trainingsraum. Aus diesem Grund möchte ich im Folgenden über eine Person berichten, die einen der Fundament-steine des OTC gelegt hat.
Portrait des Bundestrainers
Im Alter von 10 Jahren lernte Aziz Acharki Taekwondo kennen und seitdem ist er ihm treu geblieben. In seiner Kindheit spielte er
wie viele andere Fußball und probierte seine Kräfte in Judo. Doch Taekwondo begeisterte ihn sofort und spielt bis jetzt eine
große Rolle in seinem Leben. Nach einer verwaltungstechnischen und bürokaufmännischen Ausbildung ist Aziz 10 Jahre lang in der Bundeswehr gewesen, wo er seine Lieblingssportart leistungsmäßig
weiter ausüben konnte. Bis dato ist er Taekwondo-Abteilungsleiter in seinem alten Verein geworden und trainierte viele Athleten, die den Titel „Deutscher Meister“ erworben haben. Selbst hatte er höchste Erfolge als Europa-Meister, Weltmeister und war einer der drei Olympiateilnehmer im Jahr 2000 in Sydney (Australien), als
Taekwondo zum ersten Mal, dank der WTF, als vollwertige olympische Disziplin anerkannt wurde.
Foto: Aziz beim Jugend-Training
Nach der Rückkehr aus Olympia war er reif genug, um endlich einen eigenen Verein zu gründen, in dem Taekwondo nicht mehr als eine der Abteilungen in einem Sportverein, sondern als selbständige,
Richtlinien bestimmende Sportart herrscht. An einem Tag im Jahr 2000 trafen sich nun in einem engen Kreis Aziz und seine Freunde, um das Fundament für den künftigen Taekwondo-Verein zu legen. So wurde eigentlich spontan aus einem Treffen die erste Versammlung und Satzung veranstaltet. Der Name OTC schien sinnvoll als Abkürzung für Olympic Taekwondo Club. Später aber, nachdem OTC den Status eines Landesleistungsstützpunktes erhielt und seitdem Athleten aus verschiedenen Ländern die Möglichkeit haben dort zu
trainieren, wurde OTC auch als Olympic Trainings Center verstanden. Außerdem werden in diesem multikulturellen Verein (hier trainieren mittlerweile über 15 Nationalitäten zusammen) Toleranz und freundliches Miteinander gepflegt, wobei das Integrationsprogramm, in Kooperation mit dem Bezirk, ganz im Vordergrund steht.
2004 verließ Aziz die Bundeswehr und ging seinen eigenen Weg.
Er zieht sein Trainer dasein im Verein der Karriere als Bundestrainer vor, um Taekwondo als Breitensport zu unterrichten und durch eigene Leistung und Ideen zur Entwicklung des Sports Taekwondo in wesentlicher Weise beizutragen. Zu dieser Zeit lief alles nicht so ein
fach: das vollzeitige Studium an der Trainerakademie in Köln und gleichzeitige Arbeit als Landestrainer einerseits und die eigene Familie in Bonn andererseits forderten viel Kraft, Geduld und Unterstützung (…)
Weiterlesen im Bericht von Maxim Wiedmann
Download PDF: OTC-Erfahrungsbericht_2012